Historismus

Der Begriff Historismus beschreibt in der Kunstgeschichte eine Epoche, die während des „langen 19. Jahrhunderts“ von der Französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg die Architektur und Kunst prägte. Kennzeichnend für den Historismus war die Rezeption und Wiederverwendung historischer Formen, wodurch zahlreiche Neo-Stile wie etwa die Neogotik oder die Neorenaissance entstanden. Die historischen Stile wurden dabei jedoch oft nicht einfach kopiert, sondern schöpferisch neu interpretiert und für zeitgenössische Bauaufgaben verwendet. Der Historismus war der erste Baustil in der Geschichte, der nicht allein in Europa weite Verbreitung fand, sondern weltweit in sehr unterschiedlichen Ausformungen für viele Jahrzehnte zum ersten internationalen Stil wurde. Der Historismus ist somit trotz seiner formalen Eigenständigkeit ein integraler Bestandteil der Moderne: Eine Erkenntnis, die außerhalb der Fachwelt bisher noch zu wenig verbreitet ist. Heute zählen einige historistische Entwürfe zu den bekanntesten Gebäuden der Welt, etwa das Kapitol in Washington, die Kirche Sacré Coeur in Paris oder Schloss Neuschwanstein im Allgäu.

→ Forschungszentrum



Foto: Altes Museum Berlin
Friedrich Thiele 1830